Edelwolle Kaschmir
Ein weltweit begrenztes Luxusprodukt
Kaschmirwolle, auch Cashmere genannt, wird vom Fell der Kaschmirziege gewonnen und gilt als eine der wertvollsten Naturfasern auf der Welt. Das exklusive Material zählt, bedingt durch dem extremen Aufwand der Gewinnung, zu den Edelwollen. Die weltweit verfügbare Menge an Kaschmirwolle ist sehr begrenzt, da der Kaschmirziege das benötigte feine Unterhaar am Bauch ausschließlich unter extremen Witterungsbedingungen wächst. Der weltweite Anteil von Kaschmir an der gesamten Wollproduktion liegt nur bei ungefähr 0,5 Prozent. Daraus resultiert wiederum ein hoher Verkaufspreis des reinen Cashmere, weshalb die Kaschmirwolle häufig mit anderen Naturfasern, wie zum Beispiel der Merinowolle, gemischt wird.

Die schlappöhrig gehörnte Kaschmirziege gehört zur Familie der Hausziegen, einer Unterart der Wollziege. Man unterscheidet in etwa 20 Rassen, welche in Braun-, Grau-, Weiß- und Schwarztönen vorkommen. Die Tiere erreichen eine Größe von ungefähr 50 - 70 Zentimetern und ausgewachsen ein Gewicht von circa 60 Kilogramm. Das Fell der Ziege besteht aus groben Oberhaaren (Grannen) und sehr feinen weichen Unterhaaren (Duvet), welche am Bauch des Tieres wachsen und es vor Kälte schützen. Diese Härchen zählen zu den feinsten Tierhaaren und besitzen, wie bereits erwähnt, die Eigenschaft der guten Wärmedämmung und die Fähigkeit Feuchtigkeit abzuweisen. Die Fasern weisen zudem eine sehr hohe Flexibilität auf. Gerade aufgrund dieser Eigenschaften ist Kaschmirwolle ein stark gefragtes Produkt des Luxussegments.
Geschichte der Kaschmirwolle
In den Geschichtsbüchern wird das Luxusgut Kaschmir erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt. Damals handelte es sich um ein sehr schwer erreichbares Gut, welches nur den Königshäusern und dem Adel zugänglich war. Daher wurde Cashmere auch als die `Faser der Könige´ bezeichnet. Ursprungsorte der Kaschmirziegen sind das Himalaya- und die Pamir-Gebirge. Der Name kommt vermutlich aus der Region Kaschmir, welche zwischen Indien, Pakistan und China im Himalaya Gebirge liegt. Hier wurde die Wolle schon seit Hunderten von Jahren gewonnen.
Nach Europa kam die Kaschmirwolle erst sehr viel später, gegen Ende des 18. Jahrhunderts, stieß aber sofort auf eine hohe Nachfrage. Die seltene Edelwolle war nach kurzer Zeit so begehrt, dass die Nachfrage das Angebot schnell überstieg, weshalb daraufhin die ersten Kaschmirziegen nach Europa umgesiedelt wurden und die westlichen Industrieländer versuchten, schneller und günstiger die gefragte Wolle nach zu produzieren. Dies geschah zum Teil jedoch mit Qualitätseinbußen. Da die Ziege aus den sehr trockenen und dürren Hochgebirgssteppen Zentralasien stammt, sind harte Winter mit sehr kalten Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius und Höhenlagen von rund 4.000 Metern eine Grundvoraussetzung für eine hochwertige Wollqualität. Das liegt daran, dass sich das feine Unterfell nur unter diesen extremen Bedingungen bildet, um die warme Luft um den Körper der Ziege effektiv zu isolieren. Aus diesem Grund ist der edle Stoff weltweit nach wie vor ein seltener und limitierter Rohstoff. Heute leben die Meisten der nach Europa gebrachten Tiere in den Bergen Schottlands.
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Kaschmirziege auch nach Australien und Neuseeland eingeführt, um auf großen Farmen gezüchtet zu werden. Bis heute handelt es sich bei Kaschmir um einen sehr wertvollen Stoff, welcher Qualität und Prestige ausdrückt.

Gewinnung der Kaschmirwolle
Man unterscheidet zwei Arten der Fasergewinnung, welche aufgrund der daraus resultierenden Qualität der Wolle stark voneinander abweichen.
In den asiatischen Ursprungsländern wird die Unterwolle (Duvet) der Kaschmirziege noch heute traditionell mit Holzkämmen sehr schonend zum Ende des Winters, beziehungsweise zu Beginn des Frühjahrs, mit dem Fellwechsel der Ziege ausgekämmt. Dabei bleiben die nachwachsenden Fasern weich und fein und die Qualität der gewonnenen Wolle hoch. Der Vorgang des Auskämmens kann jedoch bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen, wobei pro Tier um die 250 Gramm Wolle gesammelt werden. Auch die nachfolgenden Arbeitsschritte werden meist in Handarbeit durchgeführt. Zunächst wird die Wolle von Hand nach weißen und dunklen Fasern sortiert und gewaschen, um Fett oder andere Verunreinigungen zu entfernen. Im dritten und letzten Schritt, dem Entgrannen, werden Deckhaar (Grannen) und das Unterhaar (Duvet) voneinander getrennt. Dies geschieht heute zum Teil auch maschinell. Nach diesem Sortiervorgang bleibt nur rund die Hälfte der kostbaren Kaschmirfaser pro Tier übrig.
In europäischen Industrieländern werden die Tiere meist maschinell geschoren, um eine schnelle Gewinnung der Kaschmirfaser zu gewährleisten. Das geht jedoch mit Qualitätseinbusen einher, da viele feine Fasern der Kaschmirziege bei der Schur mit den gröberen Maschinen zerstört werden. Auch das dickere Oberhaar (Grannen) wird oftmals mit abgeschnitten, damit fällt der Reinertrag reiner Kaschmirfasern geringer aus.
Vorteile der Kaschmirwolle
Die Kaschmirwolle kann mit vielen Vorteilen punkten. Zu dem ausschlaggebendsten Vorteil zählt die besondere Feinheit der Fasern der Unterwolle der Kaschmir-Ziege. Mit einem Durchmesser von nur 15 bis 19 Mikrometer und einer Länge von 25 bis 90 Millimeter unterscheiden sie sich im Vergleich zum menschlichen Haar stark. Dieses hat einen Durchmesser von circa 30 Mikrometer, die als ebenfalls sehr fein geltende Merino-Wolle einen Durchmesser von 15 - 25 Mikrometer, herkömmliche Schafwolle von 30 - 50 Mikrometer. Nun ist der Kontakt mit der Haut ausschlaggebend, denn grobe Fasern krümmen sich nicht so leicht bei einer Berührung und kratzen dadurch auf der Haut. Kaschmirfasern sind jedoch so fein, dass die menschliche Empfindlichkeitsschwelle von circa 25 Mikron umgangen wird und sich eine Berührung angenehm weich auf der Haut anfühlt.
Doch neben dieser Eigenschaft kann Cashmere durch weitere Vorteile überzeugen. Aufgrund der feinen, gekräuselten Härchen kann in deren Zwischenräume die Wärme perfekt gespeichert werden. Daher wärmt die Kaschmirwolle besonders gut, ungefähr sechs Mal besser als reine Schafwolle. Zudem wird Feuchtigkeit schnell aufgenommen und nach draußen abgeführt. Trotz der filigranen Fasern ist Kaschmirwolle sehr stark, reißfest und flexibel und findet bei Zerknittern immer wieder in die Ursprungsform zurück. Kaschmirprodukte sind sehr pflegeleicht, denn die Fasern sind schmutzabweisend und nehmen kaum Gerüche auf. Daher reicht meist einfaches Auslüften aus.
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